Hufrehe – das solltest du wissen

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Sicherlich ist jede:r Pferdebesitzer:in schon einmal mit dem Thema konfrontiert worden und kennt ein Pferd, das an ihr erkrankt ist: Hufrehe.

Zusammen mit Jasmin Pekrul von der Hufschneiderei habe ich über Hufrehe gesprochen und die wichtigsten Fragen zu Ursachen, Symptomen und Behandlung geklärt.

Einige der Learnings aus diesem Gespräch möchte ich euch in diesem Beitrag zusammenfassen und erklären.

Was ist Hufrehe?

Bei einer Hufrehe handelt es sich um eine akute oder chronische Entzündung der Huflederhaut, in der Fachsprache Laminitis genannt.a

Um zu verstehen, warum diese Entzündung überaus fatal, schmerzhaft und gefährlich ist, müssen wir uns den Aufbau des Hufes vor Augen führen:

Der Pferdehuf ist ein überaus komplexes Gebilde. In seinem Inneren verbirgt sich das Hufbein. Diesen Knochen kannst du mit einer Fingerkuppe vergleichen, der von der Huflederhaut (auch Hufbeinträger genannt) umhüllt ist. Die Huflederhaut ist unter anderem für die Durchblutung des Hufes wichtig, produziert das Hufhorn und besteht aus Lamellen. Die Hufkapsel – die äußere Schicht des Hufes – besitzt ebenfalls Lamellen, die sich perfekt mit den Lamellen der Huflederhaut ergänzen. 

Der Hufbeinträger ist somit die flexible Verbindung zwischen dem Knochen und der Hornkapsel. Das gesamte Gewicht des Pferdes lastet in ihr.

Kommt es zu einer Hufrehe entzündet sich die Huflederhaut und schwillt an, es entsteht ein immenser Druck. Zudem wird an den besonders belasteten und schlecht durchbluteten Stellen kein Hufhorn mehr produziert. Doch damit nicht genug: Durch die Entzündung sind Hufbein und Hornkapsel nicht mehr korrekt miteinander verbunden. Vielmehr lösen sich die Lamellen der Hufkapsel von den Lamellen der Huflederhaut. Das Pferd löst sich wortwörtlich von seinem Huf und wird ‚aus seinen Schuhen‘ gehoben.

Sofortiges Handeln ist nötig.

Akute und chronische Hufrehe

Von einer akuten Hufrehe sprechen wir, sobald eine Entzündung der Huflederhaut vorliegt. Diese akute Hufrehe kann innerhalb kürzester Zeit in eine chronische Rehe übergehen, sogar innerhalb weniger Stunden. Denn sobald röntgenologische Veränderungen zu sehen sind, sprich, sobald das Hufbein seine Lage in der Kapsel verändert – kippt, rotiert oder sich absenkt – handelt es sich um eine chronische Hufrehe.

Im Allgemeinen unterscheiden wir bei einer Hufrehe zwischen den folgenden Stadien:

  1. Entzündete Huflederhaut – Durchblutungsstörungen der Huflederhaut.
  2. Hufbeinsenkung – Verbindung zwischen Hornkapsel und Hufbein weicht auf.
  3. Hufbeinrotation – Verbindung zwischen Hornkapsel und Hufbein löst sich ab.
  4. Hufbeinrotation mit Hufbeindurchbruch – Hufbeinspitze durchstößt die Sohle.
  5. Ausschuhen – die Hufkapsel löst sich komplett vom Hufbein.

Wie entsteht eine Hufrehe?

Es gibt drei große Auslöser, die eine Hufrehe bedingen:

1. Stoffwechselbedingte Hufrehe

Über 80 Prozent der Hufrehe-Erkrankungen sind stoffwechselbedingt. Häufig wird die Rehe durch endokrine Auslöser (Equines Metabolisches Syndrom) oder PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction) verursacht.

Zur Erklärung:

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist eine Erkrankung, die in Fettleibigkeit und Insulinresistenz resultiert. Auch ein erhöhtes Risiko für Hufrehe besteht bei EMS. Pferde mit EMS neigen dazu, überschüssiges Körperfett zu speichern, insbesondere um den Hals, den Mähnenkamm und die Kruppe.

Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID), früherals Cushing-Syndrom bei Pferden bekannt, ist eine altersbedingte Störung des endokrinen Systems. Es betrifft primär ältere Pferde.

Beim PPID kommt es zu einer übermäßigen Produktion von Hormonen, die unter anderem diese Symptome mit sich bringt:

  • langes, lockiges Fell
  • Muskelschwund
  • Anfälligkeit für Infektionen
  • erhöhter Durst und vermehrtes Wasserlassen
  • höhere Anfälligkeit für Hufrehe

2. Belastungsrehen

Belastungsrehen treten seltener als stoffwechselbedingte Hufrehen auf, meist nach ungewohnten oder plötzlichen Belastungen. Dazu zählen etwa Weideausbrüche und intensive Ausritte (etwa durchs Watt) ohne vorheriges Training.

Weiterhin können Belastungsrehen einseitig auftreten. Das ist beispielsweise der Fall, wenn das Pferd ein verletztes Bein entlasten möchte und mit seinem ganzen Gewicht auf dem vermeintlich gesunden Bein steht.

3. Septische Hufrehe

Eine septische Hufrehe tritt unter anderem nach einer Vergiftung auf, beispielsweise nach einem Einbruch in die Futterkammer. Auch Selenvergiftungen gehören zu den möglichen Ursachen für eine septische Hufrehe.

Wie erkennst du eine Hufrehe?

Hufrehe kann jedes Pferd treffen. Daher ist es wichtig, sie möglichst frühzeitig zu erkennen, um das Schlimmste zu verhindern.

Damit es erst gar nicht zu einer stoffwechselbedingten Hufrehe kommt, solltest du dein Pferd gut im Auge behalten. Weist dein Pferd beispielsweise viele Fettdepots an Mähnenkamm und Kruppe auf, lohnt es sich, es auf EMS zu testen. Bei älteren Pferden bietet sich zudem ein Test auf PPID an.

In der Initialphase deuten die folgenden Symptome auf eine Hufrehe hin:

  • Pulsation im Huf: Unter Umständen spürst du eine Pulsation im Huf. Dies kann ein Anzeichen für eine gestörte Blutzirkulation im Huf sein.
  • Wendeschmerz: Zeigt dein Pferd Auffälligkeiten im Gangbild, vor allem auch in engen Wendungen deutet dies auf Schmerzen in den Hufen hin.
  • Seitenwände warm: Bei einer Hufrehe erwärmen sich die Seitenwände der Hufe.
  • Zittern und Liegen: Da dein Pferd unter starken Schmerzen leidet, beginnt es zu eventuell zu zittern und liegt vermehrt. Auf diese Weise versucht das Pferd, die Hufe zu entlasten und den Schmerz zu lindern.
  • Schwitzen: Übermäßiges Schwitzen, insbesondere an untypischen Stellen oder in Ruhephasen, kann ein weiteres Anzeichen für eine Hufrehe sein.
  • Kurzer, gebundener Gang und Vermeidung von hartem Boden: Pferde mit akuter Hufrehe zeigen oft einen verkürzten und steifen Gang. Besonders harter Untergrund ist für die entzündeten Hufe schmerzhaft.

Erstversorgung: Das kannst du bei einer akuten Hufrehe tun

Hast du den Verdacht, dass dein Pferd eine akute Hufrehe hat, solltest du sofort deine:n Tierärzt:in und Hufbearbeiter:in rufen. Dein:e Hufbearbeiter:in hilft, nicht nur die Wandlederhautentzündung einzudämmen, sondern auch den Huf zu stabilisieren.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Maßnahmen, mit denen du deinem Pferd schnellstmöglich helfen kannst:

  • Im Idealfall entfernst du eventuelle Beschläge, sofern dies möglich ist und dein Pferd die Hufe heben kann. Im Huf herrscht ein immenser Druck, der durch einen Beschlag zusätzlich verstärkt wird.
  • Lege ein Rehe-Polster an, um ein Abrutschen des Hufbeins zu verhindern. Auf Jasmins etsy-Seite ‚FarrierMerchandise‘ findest du eine Anleitung sowie einen Hufrehe Notfalleimert.
  • Besprich mit Tierärzt:in und Hufbearbeiter:in, ob du das betroffene Bein kühlen Oftmals bremst das Kühlen die Vorgänge im Bein und lindert die Schmerzen deines Pferdes.
  • Stelle deinem Pferd zuckerarmes Futter in Form von gewaschenem Heu zur Verfügung. Gerade bei Pferden, die an einer stoffwechselbedingten Hufrehe leiden, ist dies wichtig. Das Heu solltest du circa eine Stunde im Wasser einweichen, um den enthaltenen Zucker zu lösen.
  • Separiere dein Pferd und stelle es, wenn möglich, in eine Spänebox. Diese solltest du dick mit Spänen einstreuen (min. 40 cm hoch). So hat dein Pferd die Möglichkeit, sich hinzulegen oder seine Hufe einzugraben, um einen Keil zu bilden und damit seine Beine zu entlasten.
  • Denk immer dran: Weniger ist mehr! Natürlich möchtest du deinem Pferd helfen – aber Schnellschüsse könnten die Situation nur verschlimmern. Besprich dich in Ruhe mit deinen Expert:innen und versuche, Ruhe zu bewahren.

    Du hast Fragen zur Hufrehe oder möchtest weitere Informationen? Jasmin bietet dir auf Instagram zahlreiche weitere Informationen Folgen lohnt sich!

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